Der offizielle Doping Diskussionsthread

  • Im Radsport hat die Mafia und alles andere sogar staatliche Behörden mit drin gesteckt. Und um es nochmal zu sagen: Eine deutsche Zeitung deckt "leichter" und vor allem in einer anderen Darstellung einen Dopingskandal in Spanien auf, als eine spanische Zeitung den selben Skandal.

    When I get sad, I stop being sad and be AWESOME instead!
    True story.

  • Ein Geständnis bringt so viel wie hundert Geständnisse. Es ist interessant sowas zu wissen. Einen größere Auswirkung auf den Radsport hat es aber nicht und sauberer wird er auch nicht.

    Das Problem beim Modernen Doping, insbesondere dem Eigenblut-Doping ist, dass man es fast nur Nachweisen kann wenn man den Athleten zufällig mit der Nadel im Arm erwischt. Ansonsten lässt sich das hinzugekommene kaum von dem Blut unterscheiden welches der Fahrer sowieso in sich trägt. Fremdblut kann man per Genanalyse nachweisen. Eigenblutdoping kann man nur über gewisse „Indizien“-Marker feststellen. Das ist aber kein Beweis.

    Darüber hinaus sind die Möglichkeiten des Dopings auch in den nachweisbaren Methoden äußerst feinsinning. So kann man zum Beispiel über die Einnahme von Betablockern in der Trainingszeit die Herzfrequenz etwas ausbremsen und so die Belastung und damit auch den Trainingsreiz erhöhen. Dadurch entsteht ein Trainingsreiz der auf normalem Wege kaum möglich wäre und das führt natürlich auch zu einem höheren Trainingseffekt. Das ist so als würde man ständig im Training Gegenwind haben. Kurz vor dem Wettkampf setzt man das Medikament dann ab.

    Man kann genau berechnen wie lange welches Medikament braucht um von Leber oder Niere verstoffwechselt zu werden um nicht mehr nachweisbar zu sein. An dieser Stelle greifen zum Beispiel die Beta-2-Mimetika (Clenbuterol) an die die Lungenalveolen öffnen und es dem Sportler so ermöglichen mehr Sauerstoff pro Atemzug auszutauschen. Man darf davon ausgehen dass fast jeder Athlet der ein Rezept für ein Asthmaspray besitzt es genau aus diesem Grund einnimmt: Erweiterung der Bronchen und Lungenalveolen zum Zwecke der besseren Sauerstoffaufnahme. Sobald man einen Arzt gefunden hat der einem dafür ein Rezept schreibt ist das sogar legal wenn man damit im Blut erwischt wird.

    Wir reden noch nicht von Schmerzmitteln, Amphetaminen und Anabolika nur diese drei Beispiele oben sollen verdeutlichen wie leicht es ist nach der verbotenen Frucht zu greifen.
    Daher fürchte ich, dass all die Dopinggeständnisse von Aldag, Zabel, Hamilton, Armstong und und und, nicht den Effekt haben werden den wir uns wünschen. Nach so einer Beichte ist einfach ein Radfahrer mehr zum gefallenen Helden geworden. Sonst ändert sich nichts.

    Sehen wir uns die Spitzenfahrer an: Contador, dessen Name aus Protokollen der Operation Puerto einfach „gestrichen“ wurde, oder aktive Fahrer die einfach alles können…Klettern, Sprinten, Zeitfahren. Menschen sind Biomaschinen und jede Maschine ist nur für eine bestimmte Leistung ausgelegt und manche gezeigten Leistungen sind einfach nicht erklärbar.

    Prinzipiell muss man aber auch sagen, das Doping ein gewisses Risiko beinhaltet. Viele ehemalige Spitzenathleten bekommen im Alter schwere Erkrankungen die man häufig als Dopingspätfolge verstehen kann und auch in der aktiven Karriere ist das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden weil man einen Hämatokritwert (HK) von 0,49 ins Rennen geht, dann zu wenig trinkt und plötzlich bei einem HK von 0,60 landet hoch.

    Das kann man als Risiko sehen dass der Athlet bewusst eingeht um zu gewinnen. Sowas wollen wir Zuschauer ja auch sehen. Wir wollen Fahrer sehen die sich mit Todesverachtung eine Abfahrt hinunter schießen lassen. In jeder Kurve können sie etwas mehr Risiko fahren und ein paar Centimeter auf den Vordermann gut machen oder die Verfolger gutmachen, dabei ist jeder Sturz bei 70 oder 80km potenziell lebensgefährlich. Niemand wird auf die Idee kommen das Überholen in der Abfahrt zu verbieten oder Abfahrten ganz aus den Rennen zu nehmen, oder?

    Die Frage ist: Ist es nicht moralisch ehrlicher, wenn man das Doping für den Leistungssport ganz offiziell freigibt? Dann müsste man wenigstens nicht mehr zu irgendwelchen dubiosen Hinterzimmerdoctors gehen sondern könnte sich ganz offiziell unter kontrollierten klinischen Bedingungen dopen und man wüsste auch genau welcher Fahrer was eingenommen hätte. Und jedem der im Leistungssport anfängt wäre auch klar: Wenn ich hier was reißen will muss ich meine Gesundheit und mein Leben aus Spiel setzen.

    Der einzige Grund der für mich gegen so ein Vorgehen spricht ist die Nachwuchsarbeit. Kinder und Jugendliche sind leicht beeinflussbar. Ihnen so ein parasuizidales Verhalten als „normal“ vorzuleben hätte verheerende Auswirkungen auf den sportlichen Nachwuchs.

  • Und es ist eben nicht moralisch ehrlich sondern höchstverwerflich!
    Wie ich schon mal sagte: Ein Radfahrkollege von mir, der ebenfals Jurist ist, hatte mir mal den Vorschlag dargelegt, man müsse im Leistungssport (aber einer gewissen Klasse, in der man auch die finanziellen Mittel dazu hat - von Amateuren wird das nicht verlangt werden können) die Beweislast umkehren. Die Sportler müssten selbst beweisen, dass sie die Vorgaben für Sauberkeit einhalten. Sozusagen ihre Startbereichtigung in der normalen Olympics-Klasse. Ohne den Nachweis git ein Sportler als gedopt und muss in der "gedopten Klasse", den sogenannten Superlympics antreten. Die Schwierigkeit besteht leider darin, dass dieses System Korruption fördern wird. Sportler werden die zunächst unabhängigen Gutachter bestechen wollen, um die Nachweise zu erhalten, die sie benötigen, um die Kriterien, in der Olmpics-Klasse starten zu dürfen, einzuhalten.
    Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Jedoch können die Verbände und Antidopingagenturen und auch die Staaten die Anforderungen so streng gestalten, dass Betrug ziemlich unmöglich ist. Außerdem würde man den Kontrollinstanzen durchaus auch einen Vorsprung einräumen bzw. den Rückstand auf die Dopingstrukturen in Sachen neuer Medikamenter und Methoden minimieren. Und das die Teams finanziell in der Lage sind, die Kontrollen selbst zu stemmen und durchzuführen (in dem von mir vorgeschlagenem System würde es dann natürlich nur noch auf das schlichte "Bezahlen" hinauslaufen) sieht man ja.

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  • Legitime Frage ob Doping erlaubt werden sollte. Hier meine Einschätzung:

    1. Sport hat im eigentlichen Sinn nichts mit Doping am Hut. Es geht uns vor allem um einen fairen Wettbewerb, möge der Bessere gewinnen. Fairer Wettbewerb heißt es gibt allgemeingültige Spielregeln. Die besagen das man seine Leistung nicht künstlich verbessern darf.

    2. Wenn man Doping freigibt geht es halt nicht mehr darum wer der beste Radfahrer ist, sondern darum, welcher Körper mit den Dopingmitteln am besten klarkommt. Es ist sicherlich bekannt, jeder Mensch hat unterschiedliche Level von Hematocrit-Werten, dazu verträgt nicht jeder jedes Produkt. Niemand will einen Kampf der besten Medizinverträglichkeit sehen.

    3. Geht man den Schritt weiter, würde gar keine Mäßigung mehr eintreten. Die Leute würden sich das abartigste Zeug reinschütten nur damit sie mal gewinnen. Es beginnt ein Teufelskreislauf, immer krassere Produkte, immer mehr. Wettrüsten nur mit Medizin...

    4. Wie bereits angesprochen sind die meist noch in der Testphase steckenden Medikamente, Produkte die für schwer kranke Menschen entwickelt wurden und natürlich ihre Nebenwirkungen haben. Der Dopingmissbrauch kann zu schweren gesundheitlichen Folgen, bis hin zum Tod führen. Ist das moralisch ehrlich? Nein, es ist ein Schlag ins Gesicht für die wirklich kranken Leute, die diese Medikamente brauchen um zu überleben.

    5. Was würde passieren wenn man das macht? Es ensteht erstmal eine Unterhaltungsrennszene. Alle sind gedopt und können in Sky-Manier zu neunt im Team die Berge beklettern. Die Fahrer, die nicht dopen wollen, bilden nun ihre eigene saubere Liga. Mit der Zeit nutzt sich die Show-Rennszene ab, die TV-Institute interessieren sich für die "saubere" Liga, da dies echter Sport ist. Am Ende kommen wir wieder aufs gleiche hinaus, alle geben vor sauber zu sein, aber wo Geld ist, ist auch immer Doping. Hat man moralisch damit was erreicht? Ich denke nicht.

    6. Was will man mit sowas erreichen? Ich halte es für fragwürdig das Betrügen zu legitimieren. Von moralisch ehrlich zu sprechen, geht auch gar nicht. Was ist das für ein Zeichen an die Gesellschaft? Schaut her, hier darf man Betrügen bzw. Vorgeben etwas zu sein, dass man nicht ist und wir finden das gut? Nein, moralisch ehrlich ist, wenn man Doping den Kampf ansagt und für einen sauberen Sport kämpft.

  • Es wird sich hier viel an meiner Formulierung „moralisch ehrlich“ aufgehangen.
    Zwei Worte dazu:

    Aktuell behaupten 198 von 198 Startern bei der Tour de France absolut sauber zu sein und nur mit Müsliriegeln, frischem Fellsquellwasser, hartem Training und eiserner Disziplin die Berge schneller rauf fahren zu können als Otto normalverbraucher bergab.

    Die Geschichte zeigt dass, nahezu alle Sieger der Frankreichrundfahrt eben mehr oder minder nicht sauber waren. Jan Ullrich hat es absolut richtig ausgedrückt als er einmal sagte er habe nie in seiner Karriere einen Kollegen betrogen. Hat er auch nicht. Denn Betrug ist die Vortäuschung eines Sachverhaltes zur Erlangung eines persönlichen Vorteils.

    Da aber nahezu ALLE Fahrer in der „Epo-Ära“ (und auch schon davor) gedopt waren, das wissen wir von Lance Armstrong und aus den Listen des Dr. Fuentes, war es eben die Norm gedopt zu sein. (Vergl. dazu auch folgende Liste: http://www.cycling4fans.de/index.php?id=5672)
    Daher schützt sich ein neuer Athlet der erstmalig den Apotheker anruft lediglich gegen Chancenungleichheit.

    Eine weitere Frage ist: Wo fängt Doping an? Von der WADA wird hier einen bestimmte Grenze beschrieben. Da gibt es für jede Sportart ganz klare Richtlinien was Doping ist und was nicht. Das klassische Beispiel sind die Beta-2-Mimetika. Diese Mittel werden normalerweise gegen Asthma eingesetzt. Und führen zu einer zeitweisen Erweiterung der Bronchien und sorgen so dafür dass der Sportler mehr Austauschfläche für Sauerstoff zur Verfügung hat, somit mehr Sauerstoff in die Muskeln kommt und die Muskulatur im Endeffekt erst später anfängt zu Übersäuern weil länger aerober Stoffwechsel stattfinden kann.

    Die WADA sagt: „Beta-2-Mimentika sind Doping.“ Nun sagt aber irgeneien Ethikkommission: „Wenn wir nun aber einen Radfahrer haben der Asthma hat, dann braucht der doch bei einem Asthma-Anfall sein Asthmaspray. Wir können dem armen Kerl doch nicht verbieten Rennrad zu fahren und an Wettkämpfen teilzunehmen nur weil er Asthma hat!!!“
    Darauf die WADA: „Hm das stimmt irgendwie. Na gut, dann darf man eben Beta-2-Mimentika nehmen aber nur wenn ein Arzt gesagt hat, dass man es auch wirklich braucht.“
    Wir alle wissen wie einfach es ist beim Arzt eine Krankschreibung zu bekommen. Und wenn er eine es nicht aufschreibt, der andere ganz bestimmt. Im Ergebnis ist man ganz schnell, ganz legal gedopt!

    Wo also fängt Doping an? Vitaminpräparate mit Folsäure bzw. Vitamin B12 die für die Blutbildung benötigt werden sind zum Beispiel aus sicht der WADA völlig unbedenklich und dürfen frei eingenommen werden. Bei Sportschützen andererseits gilt bereits Alkohol im Blut als Doping, da Alkohol beruhigend und leicht muskelentspannend wirkt und dadurch das Zielen vereinfacht. Im Wettkampf ist Alkohol also für Schützen Tabu. Davor und danach dürfen sie aber im Privatleben die Humpen kreisenlassen.

    Worauf ich hinaus will ist: Die Grenze wo Nahrungsergänzung aufhört und wo Doping anfängt ist nicht nur recht fließend, sie ist vor allem eines, sie ist eine willkürliche unter mehr oder minder logischen Überlegungen getroffene Bestimmung.

    Doping hat dabei eine ungemein Lange Tradition. Wir wissen heute dass schon die Römer den Spitzengladiatoren besondere Speisepläne aufstellten damit sie in der Arena Höchstleistungen erbringen konnten, damit sie einen Vorteil gegenüber ihren Gegnern erringen konnten. Zwar bestand das Doping damals noch aus bestimmten Speiseplänen doch die Überlegung ist die Selbe wie heute: Was muss ich dem Athleten, in welcher Dosierung zuführen damit er daraus optimale Leistung generieren kann?

    Das was ich mit „moralisch ehrlich“ meine, und damit komme ich zum Ausgangspunkt, meines Posts, ist folgendes:
    Wir, die Gesellschaft, war über Jahrzehnte völlig desinteressiert an Dopingfragen. Wenn eien Fahrer mal erwischt wurde oder beichtete, dann wurde er vielleicht vom aktuellen Rennen ausgeschlossen und ansonsten wollten wir doch Heldentaten in den Bergen und in den Sprints sehen. Nur wein „normaler“ Mensch kommt eben nicht mit einem 23er Schnitt einen 14km langen und 8% Steilen Berg rauf.

    Das Problem ist, dass wir genau das sehen wollen! Wir wollen doch das Wunder des Champions sehen der erst einbricht, dann seinen Rhythmus findet und kurz vor der Ziellinie seinen Rivalen noch übersprintet. Nur solche Wunder gibt es eben nicht umsonst. Solche Wunder sind eben das Ergebnis einer sehr subtilen pharmakologischen „Betreuung“.

    Und da, wir, die Gesellschaft immer noch bereit sind eine Vermögen dafür auszugeben um vielleicht ein Wunder zu sehen, wird im Radsport immer noch ganz gut verdient. Solange aber das große Geld im Spiel ist wird es immer Versuche geben wie man sich dieses Geld unter den Nagel reißen kann.

    Nun kommen wir, als Gesellschaft daher und tun so, als hätte uns Lance Armstrong persönlich Geld aus dem Portemonnaie gestohlen. Mal ehrlich: Wir wussten es doch. Und wir haben es auch geahnt als Ulle zum Anstieg nach Ax-3 Domains Armstrong abhängte. Klar haben wir alle gejubelt und ich hab mir fast die Finger beim Daumendrücken gebrochen. Und jetzt, soll ich diejenige sein die sagt: „So was will ich nicht mehr sehen, die sind ja gedopt!“?

    Die waren auch schon vorher gedopt. Da hat es mich auch nicht interessiert, weil ich lieber sehen wollte wie Zabel das grüne Trikot holt. Jetzt beichten plötzlich alle und die gesellschaft tut so als wäre sie völlig überrascht. Wie hat man auch ahnen können, dass Armstrong und Contador und Landis, und Vinokurov und Hamilton und Kohl und und und gedopt waren? Da hat doch nun wirklich nichts darauf hingedeutet...oder?

    Das was ich mit moralisch ehrlich meine ist: Entweder konsequent zu konstatieren dass der Radsport einfach durch und durch Dopingverseucht ist, dann kann die Konsequenz nur noch sein ihn mit Nichtachtung zu strafen.
    Oder festzulegen das Doping eben nötig ist um die Show zu bieten die wir sehen wollen und in der Konsequent Doping frei zu geben.
    Das was wir jetzt machen lässt sich zusammen fassen unter „Wir wissen dass ihr uns verscheißert, aber letzten Endes wollen wir das auch. Nur wenn ihr Euch dabei zu dumm anstellt, dann müssen wir so tun als wären hier hochgradig entrüstet.“ Genau das ist die moralische Unehrlichkeit die wir gesellschaftspolitisch mit Doping haben.

    Die dritte Alternative ist die, den Kampf gegen Doping endlich mal ernsthaft zu betreiben. Es muss aufhören, dass Verdächtige geschont werden. Wenn man einen Fahrer erwischt muss der bis in die Steinzeit verklagt werden und der Arzt der es verordnet, der Kurier der es gebracht hat, der Banker der es finanziert hat, der Trainer der es gewusst hat und der Athlet der es genommen hat ohne Ausnahme mit einem Lebenslangen Berufsverbot ohne Revision belegt werden, zuzüglich diverser zivilrechtlicher Klagen.
    Wenn Doper schon ihr Leben damit zubringen wollen zu schummeln, dann sollte auch das Leben auf dem Spiel stehen und das nicht nur körperlich sondern auch juristisch! Nur wenn die Strafe den möglichen Erfolg deutlich überwiegt kann man vielleicht darauf hoffen dass irgendwann mal wieder ein halbwegs sauberes Feld durch die Landschaft rollt.

    Gruß
    Cyclisa

  • Was mir bei diesen Überlegungen immer gegen den Strich geht, ist zu behaupten der gedopte Sport wäre automatisch inetressanter bzw. Zuschauerfreundlciher. Es mag sehr wohl sein dass den meisten eigentlich völlig egal ob die da dopen oder nich, weil sie einfach nur spektakel wollen. Aber ich versteh nich im geringsten warum es spannender sein soll wenn die mit 20km/h nen Berg hochfahren oder mit 15. Also ich persönlcih würde den Geschwindigkeitsunterschied am Bildschirm wahrscheinlich nichmal bemerken. ISt natürlich schwer abzuschätzen, aber ich denke ohne Doping sollten die Rennen eher spannender und unvorhersehbarer werden und damit natürlich viel zuschauerfreundlicher (auch für die Leute an der Strecke!) werden. Von daher ist es doch eigentlich im Interesse aller Doping zu bekämpfen. Problem ist halt nur dass es sehr schwierig und v.A. auch kostenaufwändig ist.

  • Sorry ich muss den Post mal auseinandernehmen, um besser drauf eingehen zu können.

    Die Geschichte zeigt dass, nahezu alle Sieger der Frankreichrundfahrt eben mehr oder minder nicht sauber waren. Jan Ullrich hat es absolut richtig ausgedrückt als er einmal sagte er habe nie in seiner Karriere einen Kollegen betrogen. Hat er auch nicht. Denn Betrug ist die Vortäuschung eines Sachverhaltes zur Erlangung eines persönlichen Vorteils.

    Er hat vielleicht nicht seine direkten Rivalen betrogen, aber nicht alle Fahrer sind gedopt. Doping ist immer eine Sache des Geldes. Wer das meiste Geld hat, kann sich das beste Dopingprogramm leisten. Allein der Doktor macht doch schon so viel aus. Nur ein Beispiel mit Dr. Ferrari, wie Hamilton in seinem Buch beschreibt. Da kommt der neue Epo-Test, gesamte Peleton kommt halbwegs sauber zur Tour 2001 aus Angst, nur Ferrari hat direkt eine Alternative bemerkt und kann den neuen Test umgehen. So weit wie ich das verstanden habe, ist Postal mit Hc% von an die 49-50 angetreten, Ullrich ist die gesamte Tour nach Aussage von Livingston (hab leider keine Quelle) mit Hc% von 42 oder so gefahren. Aber um auf meine Eingangsaussage zurückzukommen: Nicht jeder kann sich sowas leisten, vor allem hat nicht jeder gedopt. Leute wie Bassons wurden definitiv betrogen. Nur an der Spitze braucht man sich nicht betrogen fühlen, weil die sowieso kranke Sache alle gemacht haben, teilweise sogar den selben Doktor hatten.

    Eine weitere Frage ist: Wo fängt Doping an? Von der WADA wird hier einen bestimmte Grenze beschrieben. Da gibt es für jede Sportart ganz klare Richtlinien was Doping ist und was nicht. Das klassische Beispiel sind die Beta-2-Mimetika. Diese Mittel werden normalerweise gegen Asthma eingesetzt. Und führen zu einer zeitweisen Erweiterung der Bronchien und sorgen so dafür dass der Sportler mehr Austauschfläche für Sauerstoff zur Verfügung hat, somit mehr Sauerstoff in die Muskeln kommt und die Muskulatur im Endeffekt erst später anfängt zu Übersäuern weil länger aerober Stoffwechsel stattfinden kann.

    Die WADA sagt: „Beta-2-Mimentika sind Doping.“ Nun sagt aber irgeneien Ethikkommission: „Wenn wir nun aber einen Radfahrer haben der Asthma hat, dann braucht der doch bei einem Asthma-Anfall sein Asthmaspray. Wir können dem armen Kerl doch nicht verbieten Rennrad zu fahren und an Wettkämpfen teilzunehmen nur weil er Asthma hat!!!“
    Darauf die WADA: „Hm das stimmt irgendwie. Na gut, dann darf man eben Beta-2-Mimentika nehmen aber nur wenn ein Arzt gesagt hat, dass man es auch wirklich braucht.“
    Wir alle wissen wie einfach es ist beim Arzt eine Krankschreibung zu bekommen. Und wenn er eine es nicht aufschreibt, der andere ganz bestimmt. Im Ergebnis ist man ganz schnell, ganz legal gedopt!

    Wo also fängt Doping an? Vitaminpräparate mit Folsäure bzw. Vitamin B12 die für die Blutbildung benötigt werden sind zum Beispiel aus sicht der WADA völlig unbedenklich und dürfen frei eingenommen werden. Bei Sportschützen andererseits gilt bereits Alkohol im Blut als Doping, da Alkohol beruhigend und leicht muskelentspannend wirkt und dadurch das Zielen vereinfacht. Im Wettkampf ist Alkohol also für Schützen Tabu. Davor und danach dürfen sie aber im Privatleben die Humpen kreisenlassen.

    Worauf ich hinaus will ist: Die Grenze wo Nahrungsergänzung aufhört und wo Doping anfängt ist nicht nur recht fließend, sie ist vor allem eines, sie ist eine willkürliche unter mehr oder minder logischen Überlegungen getroffene Bestimmung.

    Ich gebe dir Recht, die Grenze ist in der Tat fließend. Aber grundsätzlich ist Doping das, was im Regelwerk als Doping festgelegt ist. Mit diesen ganzen TUE's mit den die Fahrer ständig fahren, ob Asthmamittel oder Cortisonsalbe, sicher ist das aktuell kein Doping im rechtlichen Sinne, aber hier muss halt die Vernunft walten, dass Fahrer, die so etwas brauchen nicht fahren dürfen. Wer krank ist, sollte kein Leistungssport betreiben. Wer verletzt ist, sollte sich auskurieren. Worauf ich hinaus will: Wer eine medizinische Sondererlaubnis braucht, sollte nach Regel für eine gewisse Zeit gesperrt werden oder ohne fahren. Es ist für mich kein Doping nach der Regel, aber trotzdem ein Wischi-Waschi was da betrieben wird, das man einschränken muss.

    Wir, die Gesellschaft, war über Jahrzehnte völlig desinteressiert an Dopingfragen. Wenn eien Fahrer mal erwischt wurde oder beichtete, dann wurde er vielleicht vom aktuellen Rennen ausgeschlossen und ansonsten wollten wir doch Heldentaten in den Bergen und in den Sprints sehen. Nur wein „normaler“ Mensch kommt eben nicht mit einem 23er Schnitt einen 14km langen und 8% Steilen Berg rauf.

    Das Problem ist, dass wir genau das sehen wollen! Wir wollen doch das Wunder des Champions sehen der erst einbricht, dann seinen Rhythmus findet und kurz vor der Ziellinie seinen Rivalen noch übersprintet. Nur solche Wunder gibt es eben nicht umsonst. Solche Wunder sind eben das Ergebnis einer sehr subtilen pharmakologischen „Betreuung“.

    Und da, wir, die Gesellschaft immer noch bereit sind eine Vermögen dafür auszugeben um vielleicht ein Wunder zu sehen, wird im Radsport immer noch ganz gut verdient. Solange aber das große Geld im Spiel ist wird es immer Versuche geben wie man sich dieses Geld unter den Nagel reißen kann.

    Nun kommen wir, als Gesellschaft daher und tun so, als hätte uns Lance Armstrong persönlich Geld aus dem Portemonnaie gestohlen. Mal ehrlich: Wir wussten es doch. Und wir haben es auch geahnt als Ulle zum Anstieg nach Ax-3 Domains Armstrong abhängte. Klar haben wir alle gejubelt und ich hab mir fast die Finger beim Daumendrücken gebrochen. Und jetzt, soll ich diejenige sein die sagt: „So was will ich nicht mehr sehen, die sind ja gedopt!“?

    Grundsätzlich möchte ich Racing sehen. Mir ist egal ob die mit 20 oder 23kmh dort hochfahren. Mir ist egal ob da jetzt eine Riesenattacke gestartet wird oder ob taktiert wird. Ich will einfach echtes glaubwürdiges Racing sehen. Vor den 90er gab es auch spannende Touren, Duelle an den Bergen oder sonstiges. Entertainment hat an sich nur etwas mit der subjektiven Sichtweise, nicht mit Doping zu tun.

    Das was ich mit moralisch ehrlich meine ist: Entweder konsequent zu konstatieren dass der Radsport einfach durch und durch Dopingverseucht ist, dann kann die Konsequenz nur noch sein ihn mit Nichtachtung zu strafen.
    Oder festzulegen das Doping eben nötig ist um die Show zu bieten die wir sehen wollen und in der Konsequent Doping frei zu geben.
    Das was wir jetzt machen lässt sich zusammen fassen unter „Wir wissen dass ihr uns verscheißert, aber letzten Endes wollen wir das auch. Nur wenn ihr Euch dabei zu dumm anstellt, dann müssen wir so tun als wären hier hochgradig entrüstet.“ Genau das ist die moralische Unehrlichkeit die wir gesellschaftspolitisch mit Doping haben.

    Die dritte Alternative ist die, den Kampf gegen Doping endlich mal ernsthaft zu betreiben. Es muss aufhören, dass Verdächtige geschont werden. Wenn man einen Fahrer erwischt muss der bis in die Steinzeit verklagt werden und der Arzt der es verordnet, der Kurier der es gebracht hat, der Banker der es finanziert hat, der Trainer der es gewusst hat und der Athlet der es genommen hat ohne Ausnahme mit einem Lebenslangen Berufsverbot ohne Revision belegt werden, zuzüglich diverser zivilrechtlicher Klagen.
    Wenn Doper schon ihr Leben damit zubringen wollen zu schummeln, dann sollte auch das Leben auf dem Spiel stehen und das nicht nur körperlich sondern auch juristisch! Nur wenn die Strafe den möglichen Erfolg deutlich überwiegt kann man vielleicht darauf hoffen dass irgendwann mal wieder ein halbwegs sauberes Feld durch die Landschaft rollt.

    Gruß
    Cyclisa

    1. und 2. Alternative halte ich für nicht richtig. Das ALLES im Radsport Dopingverseucht ist, glaube selbst ich nicht mal. Es gibt Doping, teilweise Offensichtliches, teilweise immer wieder Ungereimtheiten siehe Sky mit Leinders, mit der Explosion von Froome, Wiggo, Porte, Uran, Henao, ach das gesamte Team, aber nicht zu 100%. Es ist sicherlich cleaner geworden, die Frage ist nur um wie viel Prozent. Es gibt bereits Teams die Fahrer mit therapeutischen Verschreibungen nicht ins Rennen schicken, die eine No-Needle-Policy vertreten und auch Problempunkte offen ansprechen. Schon mal ein guter Ansatz, mehr aber auch nicht. Auch der 2. Punkt finde ich nicht verallgemeinerbar. Manchen ist es sicherlich egal, aber mir nicht. Ich will echten Sport sehen und kann mich auch mit weniger spektakulären Sachen zufrieden geben, wenn auch Spektakulär nicht unweigerlich etwas mit Doping zutun hat. Hinault vs. Lemond 1989 war ein Riesenspektakel, es braucht nur 2 größtenteils saubere Fahrer auf einem Niveau und wir haben einen Wettkampf, den wir sehen wollen.

    3. kann die einzige Lösung sein. 4 Jahre Sperre bei Erstvergehen, Strafgelder, besonders das Hochnehmen der Mediziner, mehr Tests, mehr Funding, Unabhängige Dopingkontrollen, No-UCI und und und...

  • Die derzeitige Herangehensweise in Holland gerade finde ich eigentlich genau für den richtigen Weg (müsste halt überall so gemacht werden): wer jetz ausführlich auspackt bekommt ne geringe Strafe (in der Hoffnung damit auch die Strukturen und Netzwerke zu finden und zu zerstören) und wer dies nich tut und später erwischt wird für den gibts dann eben die Maximalstrafe :icon_thumbsup:

  • Es muss muss so sein, dass man sich jetzt eben mit einem umfassenden Geständnis einschließlich Hintermännern und verantwortlichen Funktionären eben noch halbwegs sauber aus der Affäre ziehen kann,
    aber wer später erwischt wird muss einfach in der Radsportwelt vernichtet werden. Keien Fahrerlizenzen mehr, keine Trainerscheine mehr, der sollte nichmal mehr ein Dreirad für seine Kinder kaufen können.

    Was das Argument angeht: Wir wollen sauberen Sport sehen und ungedopter Sport ist genauso attraktiv wie gedopter, würde ich gerne ein Opfer dieser Denkweise selbst zu wort kommen lassen:

    http://www.stern.de/sport/sportwel…len-591873.html

  • Es muss vor allem zivilrechtliche Konsequenzen haben, Haftstrafen von 2-4 Jahren.
    Klingt vielleicht hart, aber anders lernen es die Leute nicht. Schaut euch einfach nur mal die Manager der
    Teams an, die Hälfte hat gedoppt, oder unter ihnen haben Fahrer gedoppt. Solange der Radsport von
    solchen Leuten gespickt ist, ist es nicht den Sport ins richtige Licht zu rücken.
    Also einfach mal auräumen, ich glaube zu dem das der Sport heute sauberer ist als zu Armstrongs Zeit, damals sind
    die Fahrer viel schneller die Berge hoch gefahren, hat Hamilton auch in seinem Buch verglichen.
    Und eines sollte man hier nicht vergessen, die großen Stars der 70/80iger Jahre hatten zum Beispiel kaum Kontrollen,
    fuhren teils schneller als Heute, nen Riis hatte nen Hämatokritwert von 60 bei der Tour 1996, erlaubt sind heute 50 :icon_facepalm: .

    3 Mal editiert, zuletzt von Evel (26. März 2013 um 16:47)

  • Zivilrechtliche Strafen würde ich auch Befürworten, außerdem sollen Leute die je des Dopings überführt worden sind nie mehr in irgendeiner Art und Weise in den Radsport oder andere Ausdauersportarten zurückkehren dürfen. Klar man sagt, jeder verdient eine zweite Chance, aber bisher hat das doch auch nicht wirklich funktioniert. Dann gibt es ja auch noch den Spruch: Wer einmal lügt dem glaubt man nicht mehr. In diesem Fall betrügt aber dennoch gehörem solche Leute aus dem Sport verbannt.

    Besenwagen-Memory Meister der Meister 2012
    Besenwagen-Memory Sieger der Vuelta 2013
    Besenwagen-Memory Meister der Meister 2013


    "Wer kämpft darf verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren"

  • Jop, vor allem ist der Schaden imens, Sponsoren springen ab, das öffentliche Interesse sinkt, da sich der Radsport in den Medien
    nur noch als Randsportart einen Namen macht, somit ist er für jugendliche uninteressanter, merkt man erst in 10 Jahren glaube ich.

  • Das seh ich leider auch kommen. Sehr Schade. :-|

    Besenwagen-Memory Meister der Meister 2012
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    "Wer kämpft darf verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren"

  • Zu diesem diese Betrüger gehören allesamt Lebenslang gesperrt möchte ich aber noch anmerken, dass es doch am system leigt und diese leute grundsätzlich austauschbar sind. Von daher finde ich diese Maßnahme nich sonderlich hilfreich. Man muss halt auch etwas Grundsätzliches unternehmen. Harte strafen sollten dann nur darüberhinaus als Abschreckung dienen, aber sie allein ändern langfristig glaub gar nix. Von daher wär mir wirklich ein funktionierndes Sytsem lauter ex-Doper lieber als so wies früher war (jetzt scheints ja schon besser zu sein), nur halt mit neuen Leuten.